Sacrifice by Sweet Ermengarde

CD Album Sacrifice by Sweet Ermengard, Frontcover

Sweet Ermengarde
Sacrifice
Digipack CD. 2024.

Tief im Westen Deutschlands, da wo die Sonne verstaubt… wurde Sweet Ermengarde 2011 gegründet. Da mir diese Band zufällig über den Weg lief und ich den Eindruck hatte, Sacrifice sei eine Art Gothic-Rock Konzeptalbum, fragte ich kurzerhand nach. Ein kurzes eMail Interview mit Lars Kappeler, dem Kopf und Bassisten des ganzen.

TheProgThief (TPT): Wer seid ihr?

Lars: „Ganz pragmatisch, Sweet Ermengarde aus dem Ruhrgebiet. Alles andere überlasse ich dem Hörer, inkl. Genre Zuweisungen. Na ja, ich würde unsere Musik schon als Gothic -+69*5Rock bezeichnen, aber durchaus mit genreübergreifenden Einflüssen, wie z.B. Dark Ambient oder Psychedelic Rock.“

TPT: Woher kam das Faible für „dunkle“ Musik?

Lars: „Der war bei mir schon immer da und betrifft nicht nur die Musik. Schon als Kind haben mich Gruselgeschichten immer am meisten Fasziniert und bis heute liebe ich Horrorfilme und Romane. Da ist es nicht weiter überraschend, wenn das auch in meinen Musikgeschmack Einzug gehalten hat. Mittlerweile gehöre ich die Meiste Zeit meines Lebens zur Gothic Szene.“

TPT: Ist Sacrifice einem Thema gewidmet? Es hat fast schon den Eindruck eines Konzeptalbums.

Lars: „Tatsächlich ist es das nicht. Eigentlich wollte ich sogar Back to the Roots und wieder ein etwas songorientiertes Album machen. Meine Vorliebe für lange Atmosphäre Songs kann ich dann aber doch nicht ganz abschütteln, was man deutlich im Opener hört, der in drei Tracks aufgeteilt wurde.“

Ich muss zugeben das Sacrifice mich als Prog-Head sehr anspricht. Es ist kein Konzeptalbum und doch höre ich es wie eines. CD auspacken, in den Player, Kopfhörer auf und die Fernbedienung bleibt beim Player. Das kostet Zeit, aber für mich ist Musik kein Nebenprodukt. Konzentrieren wir uns also auf die Musik.

CD Album Sacrifice by Sweet Ermengarde, inner cover

Drew Freeman ist der neue Sänger und seine Stimme passt zur sehr dunklen Stimmung. Selbst die von mir geschätzten „Schwestern der Gnade“ klingen daneben beinahe fröhlich. Neben Gothic-Rock höre ich hier durchaus auch härtere Gangarten.

Die ersten drei Songs sind für mich ein langer Track von etwas über neun Minuten und das erste Highlight. „Fragments“ hat für mich besonders am Anfang etwas kirchliches. „Faith Healer“ auch, doch er ist auch drängender. „Fragment Reprise“ schließt diesen Block ab. „Asylum Visitor“ lebt neben den Gitarren von den düsteren Vocals im Hintergrund. Klingt gut. „Sweet Sacrifice“ nimmt dann etwas Fahrt auf und zieht uns mit. Für mich Highlight zwei. Hier gefallen mir die Basslinien besonders gut. „All that i am, all that i was, sweet sacrifice“. Der Song „5th Horizion“ ist ein schmissiges Lied mit gutem Tempo. Neben den ersten drei Songs gehören „Soul Surrender“ und „Soul Surrender Part II“ zum nächsten Highlight und sind für mich ein Song. „Viscera“ reißt uns aus der „leichten Lethargie“ raus und wir sind wieder voll da. Ein geiler Song zum mitwippen. „Genesee“ bringt uns schnell wieder runter und das düster stimmungsvoll. „Silent we Mourn“ steht dem im nichts nach und mit „Embers Fall“ kommen wir zum Herzstück dieses Albums. Mit 07:23 Läng, abwechselnden Stimmungen und Musik. Von Ballade zu Dark-Metal, Gothic und zurück. Stark textorientiert. Wie die Wörter fallen, passend zum Drive der Musik. Als Prog-Head ist das für mich ganz großes Kino. Schwieriger ist dagegen der instrumentale letzte Song zu werten. „Of Her Heart’s Ocean“ ist mit 11:07 der längste Song. Auch wirkt er wieder kirchlich auf mich. Die quitschenden Geräusche interpretiere ich entweder als lange verschlossene Pfade in ihrem Herzen (kitschig-romantisch von mir) oder als Türen eines Gefängnises. Was die Band dabei für Bilder im Kopf hatte, werden wir wohl nicht erfahren aber das ist gerade das schöne an Musik: Meine Interpretation ist gebunden an meine Emotionen.

CD Album Sacrifice by Sweet Ermengarde, Autograph card

Bei meiner CD lag noch eine Karte der Band mit bei. Mein Fazit fällt mir nicht schwer. Diese CD landet fast jeden Tag im Player. Die Musik ist stimmungsvoll durchdacht, Lyrics und Struktur bilden eine sich gegenseitig unterstützende Einheit. Wer Gothic mag, ist perfekt bedient und Progs mit Gothic-Faible auch. Daumen hoch.

Sweet Ermengarde sind:

Drew Freeman – Vocals
Jaques Moch – Guitar
Robin Böhm – Guitar
Mischa Kliege – Drums
Lars Kappeler – Bass

CD Album Sacrifice by Sweet Ermengarde, Backcover

Die Fotos stammen alle von meiner CD. Die Rechte aller Motive, Logos, Texte und Schriften, die auf den Fotos zu sehen sind, liegen natürlich beim Rechteinhaber.

J. Specht
info@theprogthief.de