Ominous by Lake of Tears
Nach 10 Jahren Abstinenz gab es 2021 endlich wieder ein Album der Schweden. Daniel Brennare ist eine eindringliche, emotionale Reise zum Ende des Universums gelungen. Ein Astronaut, in der Leere alleine gestrandet, muss sich auf sein unweigerliches Ende vorbereiten. Eindringlich ist es, weil in der zwar fiktiven Story, Brennare seine Krebserkrankung aufarbeitet. Ein dunkles Album, nichts was ich nebenbei hören würde. Seine emotionale Tiefe lädt ein, zuzuhören. Dann entfaltet es seine ganze Wucht.
Gothic-Rock/Metal, eine Prise Psychedelic, etwas Hommage an Space Oddity (… „It must be done, now put your Helmet on, the Countdown has begun“…). Aufgebrochene lyrische Strukturen und klare Musik, weniger verschachtelt, als wir es vom Prog gewöhnt sind. Wie ein Soundtrack. Die acht Songs gehören zusammen und Teilen die gleiche Atmosphäre. Ruhige Passagen wechseln sich mit harten Riffs ab und das auch innerhalb der Songs.
Wir fühlen gleich im ersten Song, was Einsamkeit ist. In „At the Destination“ ist Raumschiff I 5573 am Ziel angekommen. „There is Nothing here. Nothing here at all.“ Doch da ist nichts. „Reporting back to Station, is there someone There?“. Keine Antwort. Keine neue Richtung. Einsamkeit gepaart mit Hilflosigkeit. Der Gesang ist in Teilen verzerrt und unterstützt die spacige Anmutung. Der Metal-Beat der Drums wiederum sagt uns, was Sache ist. Ganz zum Schluss geht es ruhiger mit Cello in den nächsten Song über.
Es geht nahtlos weiter „In Wait and in Worries“, ruhiger Anfang mit Klavier, nach einer Minute übergehend in ruhiges Gittarenspiel. Steigert sich langsam in der Dringlichkeit, kulmuliert in einen Höhepunkt um zum Ende abzufallen. Unser „Held“ ist gestrandet auf einem steinigen Planeten. Warum habt ihr mich alleine hierher geschickt? Und es gibt auch kein neues Ziel. 5573s Systeme fangen an, auszufallen. Keine Kommunikation. Dies ist meine letzte Nachricht. „But it must be near to Morning“.
„Lost in a Moment“ kommt kraftvoll daher, treibend. Doch es bleibt nur die Erkenntnis, das ausser alten Erinnerungen („The dream you had when the night was young“) nichts übrig bleibt („The dream is leaving“).
Das erste „Monster“, „Ominous 1“, hat seinen Auftritt in bester Gothic-Rock Tradition. Düster, ein Schlag in die Magengrube. Es geht um den physischen Verfall. „I am Doom. Darkness and Desease.“ Aus der Perspektive der Entität fast schon eine Liebeserklärung an die Entropie allen Seins. Für unseren Astronauten eine bedrückende Aussicht. Ominous 1 ist wild und aggressiv. Und froh das jeder Moment seines Wartens vorbei ist. Nur auf diesen Augenblick hat Ominous 1 gewartet. „But now that you are here, every Minute, every Moment disapears“.
„Ominous 2“ ist das schwierigere mentale „Monster“. Es kriecht in unsere Köpfe und wartet nur darauf, das wir schwächer werden. Ein sanfter Anfang, Klavier und Streichinstrument. „Is there a Reason to go Insane?“ und Ominous 2 ist versessen darauf zu erklären, warum es einen gibt. „When there is no longer Meaning … There is a Reason to go Insane“. Mit jeder Sekunde, die jetzt vergeht, wird Ominous 2 immer stärker und bricht uns. Auch dieser Song ist aus der Sicht der Entität geschrieben.
„One without Dreams“ beginnt mit Schlagzeug, einsetzender Gittare, dann der Bass und führt den Astronauten in die Erkenntnis, das es dem Ende entgegen geht. „The End is coming, with every breath i’m taking in“. Es ist zu dunkel, zu kalt. War die Vergangenheit nur ein Traum? Jetzt, wo jeder Moment seinen Sinn verloren hat. Die Endgültigkeit ist emotional auf dem Punkt gebracht.
„Cosmic Sailor“ bringt Farbe zurück. Der zweite Teil der LP wird immer abstrakter und „Cosmic Sailor“ ist da keine Ausnahme. Die Wahrnehmung des Astronauten ändert sich, Farben und Wörter ohne Bedeutung. Der Punkt, wo man sich mit der eigenen Sterblichkeit arrangiert hat. Eine Art Versöhnung.
Ominous lässt wenig Raum für Fröhlichkeit. Es beschreibt den Weg mit schwierigen Lebenslagen umzugehen, sich zu arrangieren mit der inneren Wut und Hilflosigkeit. Der Punkt, die Lage zu akzeptieren, ist der erste Schritt, Frieden zu finden.
Fazit: Sehr zu empfehlende emotionale Musik mit sehr persönlicher Note. Wer düsteren Gothic-Rock/Metal mag, wird sowieso zugreifen. Wer bereit ist, seine „Genre-Scheu“ hinten anzustellen, wird mit mit guter Musik belohnt.
Der Autor sieht dieses Album aus zweierlei Sicht. Einmal als düsteren Gothic, als reine Fiktion, dessen morbide „Schönheit“ fasziniert. Und als Lehrstück darüber, mit sehr schwierigen Situationen umzugehen.
Die Fotos stammen alle von meiner LP. Die Rechte aller Motive, Logos, Texte und Schriften, die auf den Fotos zu sehen sind, liegen natürlich beim Rechteinhaber.
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