Netherworld by Louise Patricia Crane

Foto von Patricia Crane

Louise Patricia Crane
„Netherworld“
Progressive Rock, Goth, Jazz. Limited Box Edition. Golden Vinyl 2024.

Ein Follower auf Bluesky brachte mich auf die für mich bis Dato unbekannte Louise Patricia Crane. Die gebürtige Nord-Irin begann ihre Karriere als Sängerin in Gothic Bands, bis sie 2019 anfing, ihre Solo Karriere voranzutreiben. Sämtliche Designs stammen von ihr selbst, denn sie ist auch bildende Künstlerin. Dazu gründete sie kurzerhand auch ihr eigenes Label, Peculiar Doll Records. Zusammen mit King Crimson-Gitarristen und Sänger Jakko Jakszyk schrieb und co-produzierte sie ihr zweites Solo-Album „Netherworld“, welches am 23. August 2024 auch als Storybook Edition Luxus Box-Set erschien. Und diess wird hier besprochen.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, Box Design

Die stabile schwarze Pappbox mit goldenem Emblem bedruckt, beinhaltet die Doppel-LP in der Farbe Gold, eine 7′ Single in schwarzem Vinyl, eine CD und DVD Version, sowie einem kleinen Storybook. Ein signiertes Foto der Künstlerin liegt auch mit bei. Das alles ist komplett durchgestalltet von Patricia Crane und ist hübsch anzusehen. Los geht es mit der Single.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, Single Backcover

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, Single Frontcover

„Ladys of the Road“ wurde von Robert Fripp (King Crimson) und Peter John Sinfield (ebenso  King Crimson) geschrieben, hier in der L. P. Crane Version. Song 2, ist „Dirty“, Original von Johnny Winter. Zwei nicht schlecht gemachte Coversongs. Bei mir wird diese Single in der Box bleiben und wahrscheinlich nicht mehr abgespielt werden. Die Coversongs sind gut, ich bin nur zu faul, Singles aufzulegen.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, CD DVD Innencover

Das ganze Album Netherworld gibt es gleich drei mal. Neben Vinyl auch als CD und DVD in DTS 5.1. Natürlich liegt auch ein Booklet bei. Gestalterisch folgt P. Crane ihrer Linie. Es soll den Eindruck machen, es sei in rotem Leder gebunden. Ohne Struktur und glänzend kommt der Eindruck nicht wirklich rüber. Ausser eines Videos auf der DVD, liegen zweimal die gleichen Songs wie auf der vinylen Version vor. Keine Demos, keine Remixe oder extra Songs.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, Story Book

Das Story Book soll uns auch Leder suggerieren, was hier auch nicht wirklich funktioniert. Dennoch hübsch gemacht. Der Nährwert richtet sich an Fans. Ich blättere solche Zugaben vielleicht zweimal durch und konzentriere mich lieber auf die Musik.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, Frontcover der LP

Netherworld ist das zweite Album von L. P. Crane. Zunächst gehe ich auf die Stimme ein und die ist ungewöhnlich gut. Musikalisch hat es schon alles gegeben und deswegen bin ich mit Vergleichen immer etwas vorsichtiger. Tori Amos und Kate Bush werden ins Feld geführt. Ähnlichkeiten sind unbestreitbar da, aber sie ist nicht Tori Amos oder Kate Bush, auch wenn ich letztere sehr verehre. Louise Patricia Crane macht eine Art Baroque Pop, Artrock, Folk, Progressive Rock. Und kreiert daraus ihre eigene Mischung. Während das äußere Design mich an die Renaissance denken lässt und sich dieses Thema auf Platte A/B noch finden lässt, geht Platte C/D doch weg davon in eine eher jazzige Richtung. Für mich ist das Thema nicht konsistent umgesetzt. Und das muss nun nichts schlechtes heißen. Auf alle Fälle zieht uns Crane mit in ihre märchenhafte Parallelwelt, die Vergangenheit und Gegenwart vereint, Hell und Düster sein kann, eine unendlich große Natur besitzt und bklemmend kleine Räume für die Menschen. Von episch tragend bis verträumt folkig, anrüchig jazzig bis keltisch kitschig. Das ist haarscharf am Kitsch vorbei, aber wir geraten zu keiner Zeit in kitschigen Auenland Pop. Dafür ist dieses Album, das Thema und die Musik dann doch zu eigensinnig. Kommen wir zu den einzelnen LPs…

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, LP A

„Dancing with the Devil“ entführt uns musikalisch in eine irisch-keltisch anmutende Märchenwelt. Und das episch breit. Der männlich gesprochene Part des Wolfes „Let me in Chield, don’t you know, its cold Outside“ bringt eben diese kitschige Komponente. Doch was dann ab 02:27 passiert, die gesteigerte Dynamik, wie sie uns mit sich reißt, ist ganz großes Kino! Und da passt das über zweiminütige Intro auf einmal. Für mich ist dieser Song das absolute Highlight. Mit 07:29 der längste Song. Das folgende „Tiny Bard“ durchbricht die Dunkelheit des ersten Songs, kommt deutlich fröhlicher daher, fast schon kindlich. Und hier zeigt sich die Fähigkeit Cranes, wie Kate Bush, gesanglich adaptiv genau das ausdrücken zu können. Passt und ist ein schöner Kontrast. Am Ende schnurrt eine Katze. In „Celestial Dust“ wandern wir hinaus in den ‚Kosmos‘ und lassen uns von der schönen Melodie begleiten. Das klingt sehr glatt, ist es auch. Aber auch einfach schön gemacht. Damit lassen wir Seite A schon hinter uns.
Seite B startet mit „Little Ghost in the Room“ und dieser Song gefällt mir nicht wirklich, die Songs „Toil and Trouble“ sowie „The Red Room“ auch nicht. Es gibt hier keinen wirklichen Bruch, jedoch empfinde ich Seite A als genial und Seite B als na ja.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, LP C

Seite C beginnt zwar folkig, und doch gefällt mir „Lady Peregrine’s Concubine“ nicht und ich hoffe auf „Spirit of the Forrest“ und tatsächlich erwache ich aus meiner Trance. Vollends wieder da bin ich als „Béte Noire“ erklingt! Abwechslungsreich, rauchig, jazzig. Und ich mag keinen Jazz! Doch auf diese Weise interpretiert schon. Und hier zeigt sich wieder die abwechslungsreiche Stimme. Highlight Nummer 2! Eben weil es nicht glatt ist. Und doch ist es ein Bruch zum märchenhaften Begin von Seite A. Und das ist gut so.
Seite D beginnt mit „Long Kiss Godnight“ und bringt mich gefühlt in eine New Yorker Bar. Und es ist wunderbar wie Lyrik und Melodie sich gegenseitig umschmeicheln. Mit Renaissance hat das nichts mehr zu tun. Highlight 3. Etwas folkiger geht es in „Thieves Fools and Crows“ zu und ich höre entspannt zu, schöne Stimmung. „Midnight View“ erinnert mich wieder an New York, deutlich dynamischer und Abwechslungsreich. Zum Ende gibt es eine Spieluhr Melodie in „Japanese Doll“. Und damit endet ein interessantes Album.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, LP A Cover

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, LP C

Selbstverständlich sind die eigentlichen Plattenhüllen beidseitig bedruckt. Je ein Bild und Lyrics.

Und nun kommt das unausweichliche Fazit. Und das ist zweiteilig. Zunächst die Box selbst. Würde ich sie mir in dieser Art wieder kaufen? Ganz klar nein. Die Box ist schön gestaltet, alles ist sauber gedruckt. Der erste Kritikpunkt betrifft die Verpackung meiner Box. Die CD/DVD und das kleine Storybook flogen in der Box hin und her und da das Booklet nicht extra umverpackt war, zerknitterte es natürlich. Die beiliegende Single war verzogen. Jedoch wurden beide Artikel umgehend ersezt. Grund zwei: Ich brauche das gleiche Album nicht drei mal. Das Storybook und die Single sind für mich irrelevant, die reine Vinyl-Ausgabe hätte mir  gereicht. Das habe ich allerdings vorher gewusst und ich hätte es auch sein lassen können. In Zukunft werde ich nur reine Vinyl-Boxsets besorgen.
Mein musikalisches Fazit fällt dagegen sehr positiv aus. Denn musikalisch ist es eigentlich nicht mein Ding. Und doch gelingt es Miss Crane mich reinzuziehen, dank ihrer Stimme und der hervorragend eingespielten Musik. Auch wenn ich Seite B nicht mag, so gehören die Songs dazu und ich höre sie mir immer mit an. Meine drei Highlights habe ich genannt. Kaufempfehlung? Das Album ‚Netherworld‘ definitiv. Die Box? Das muss jeder selbst entscheiden.

Storybook Edition des Albums Netherworld von Louise Patricia Crane, Backcover der LP

Louise Patricia Crane: Vocals, EBow, electric and accoustic Guitar, Bass Guitar.
Jakko Jakszyk: Electric Guitar, Synth Bass, Vocals, Vibraphone, Piano, Mellotron.
Ian Anderson: Flute
Tony Levin: Bass Guitar
Gary Husband: Drums
Shir-Ran Yinon: Violin
John Devine: Low Whistle

Die Fotos stammen alle von meiner LP. Die Rechte aller Motive, Logos, Texte und Schriften, die auf den Fotos zu sehen sind, liegen natürlich beim Rechteinhaber.

J. Specht
info@theprogthief.de