Subterranea Live by IQ
Mein erstes Album von IQ überhaupt. Und ich kenne die Band seit mittlerweile fast 40 Jahren. Da mein erster Kontakt mit IQ Live war, musste natürlich ein Live-Album her. Eine “Warnung” vorweg: Ich mag die Band und dessen Musik, es gibt kaum einen Song (ausser der beiden Phonogram Platten, die finde ich einfach schrecklich), den ich nicht mag. Trotzdem werde ich so objektiv wie möglich sein.
Aber ich überhole mich mal wieder selbst. IQ wurde bereits 1981 vom Gitarristen Michael Holmes und Keyboarder Martin Orford in England gegründet. Bis zum zweijährigen Vertrag mit Phonogram wurde Neo-Prog gespielt, danach rückte Prog auch wieder in den Mittelpunkt. Ab 1990 kam mit Peter Nicholls, der pre-Phonogram Sänger, wieder zurück. Der charismatische Nicholls tat der Band gut. Weitere (aktuelle) Mitglieder sind Tim Esau am Bass, Paul Cook am Schlagzeug und Neil Durant an den Keyboards. IQ vertreibt sich selbst über das Giant Electric Pea Label, dessen CEO Michael Holmes ist. GEP hat sich dem Progressive Rock verschrieben. Letztendlich erschien 2023 das Live Konzert “Subterranea Live At De Boerderij October 22 2011” als 3-LP Set. Und die stelle ich hier vor.
Das Album ist als Tripple Gatefold ausgeführt, links Platte A/B, in der Mitte C/D und rechts letztendlich Platte E/F. Auch das Innencover ist gelungen. Von innen links nach rechts:
Subterranea ist ein Konzeptalbum und erzählt die fiktive Storys eines Mannes, der sich aus Liebe einer Revolution gegen einen Überwachungsstaat anschließt. Letztendlich scheitert beides an der Lethargie des Protagonisten. Peter Nicholls ist ein Sänger, der wie ein Schauspieler die Rolle live vorführt. Und Live, das kann IQ einfach. Das Album erstreckt sich über drei Vinyls, Blau, Rot und Orange. (Der Unterschied von Rot zu Orange kommt auf den Bildern nicht richtig rüber).
Auch jede Hülle ist beidseitig bedruckt, als Beispiel die Hülle von Platte A/B. Übrigens sind die Gitterstäbe auf dem Frontcover ausgestanzt, so kann Peter Nicholls “in das Gefängnis gesteckt werden”.
Meine Highlights sind jeder einzelne Song. Es gibt keinen Song, an dem ich irgendetwas auszusetzen habe. Bei IQ steht immer die Musik im Vordergrund und das kann man hören und fühlen. Das ca. 20 minütige “The Narrow Margin” nimmt Seite F komplett ein und ist das Herzstück des Albums. Abwechslungsreich, proggig, konzeptig, emotional, musikalisch Top und lyrisch klasse gemacht. Das gilt aber ebenso auch für “Sleepless Incidental” (Seite A), “Speak my Name” und “Tunnel Vision” auf Seite B. “King of Fools” und “The Sense of Sanity” (Seite C), “Capricorn” auf Seite D. Auf Seite E springt mich “Unsolid Ground” an.
Wie klingen die Vinyls? Sie liegen gut und satt auf (ich verwende immer ein Plattengewicht und eine plane Acryl Platten-Auflage), ein leichtes eiern gibt es auch, aber es stört den Klang nicht und ist bei Vinyl kaum vermeidbar. Knackser sind im üblichen Rahmen und ebenfalls nicht zu vermeiden, Staub bleibt Staub. Aber der Klang ist göttlich, Studiokopfhörer und mein hybrider Kopfhörerverstärker (Röhren in der Vorstufe, Transistoren in der Endstufe) tun ihr übriges. Gerade Live ist die Abbildung des Raumes wichtig, deswegen rate ich zu möglichst hochohmigen offenen Kopfhörern. Mein KHV bringt genug Leistung, um auch Kopfhörer mit 600 Ohm anzutreiben. Mit anderen Worten: Eine saubere Produktion. Jedes Instrument ist einzeln ortbar. Ein Booklet liegt auch bei.
Ein Fazit, das mir leicht fällt. Subterranea fand 1997 viel Anklang in der damals kleineren Prog-Welt. Warum IQ aber immer noch (trotz treuer Fan-Gemeinde) irgendwie unter dem Radar ist, bleibt mir ein Rätsel. Produktionen Top, Musiker Top. Die Musik ist melodischer Prog-Rock, die Lyrics ansprechend. IQ ist unverkennbar IQ, ähnlich und doch abwechslungsreich. Dieses Album live aus De Boerderij ist nur zu empfehlen. Jeden Progger und Musikfreund ist dieses 3-LP Set, welches mit Liebe gestaltet wurde. ans Herz gelegt.
Die Fotos stammen alle von meiner LP. Die Rechte aller Motive, Logos, Texte und Schriften, die auf den Fotos zu sehen sind, liegen natürlich beim Rechteinhaber. Das Bild der Band verwende ich mit freundlicher Genehmigung.