PJ Harvey brachte 1995  ihr drittes Album heraus. Zwar weniger aggressiv als ihre vorherigen Platten, kommt To Bring You My Love musikalisch komplexer daher. Hier bietet uns Polly Jean die volle Bandbreite über Liebe, nie kitschig, mal aggressiv, mal leidend und flehend. Und PJ hat es drauf. 29 Jahre ist das schon her. An Kraft hat dieses Album der Alternative-Rock Ikone nichts eingebüßt. Es geht um Verlust(e), die dunkle Seite der Liebe. Harvey verwendet hier auch biblische Motive, ist selbst aber nicht religiös.
Die Liste der Mitstreiter: John Parish, Mick Harvey, Joe Gore, Jean-Marc Butty, Sonia Slany, Jules Singleton, Siam Bell, Jocelyn Pook und Joe Silworth. Prodziert von PJ Harvey, Flood und John Parish.

Im ersten Song macht PJ klar, das sie für Liebe alles tun würde. Selbst mit dem Teufel, den Himmel verfluchend. „To bring you my Love“ kommt leicht verzerrt daher, der Grundton aggressiv. Gesanglich wieder großes Kino von Polly Jean. Highlight Nummer 1! „C’mon Billy“ bringt folkige Ekstase, mit wandelbarer Stimme. Highlight 2! Im synthi Kleid kommt „Down by the Water“ daher. Hier ertränkt eine Frau ihre Tochter im Fluss. Schaurig. Dieser Song ist für mich das Herz dieses Albums. Highlight Nummer 3. Die Intensität ist aber nicht nur hier zu spüren, eigentlich würde jeder Song eine eigene Rezension verdienen. 10 außergewöhnlich gute Songs, ich beschränke mich auf die genannten 3.

Verfluchend, ersehnend, bettelnd, euphorisch, bösartig, quälend und doch auch nicht ganz so düster, vermittelt uns To bring you my Love viele Facetten der Liebe. Blues, Folk, Synth, Alternativ. Immer perfekt intoniert von Pollys variabler Stimme. Neben Let England Shake das Aushängeschild ihrer Karriere. Unbedingt reinhören!
Die rezensierte Platte ist fehlerlos, klingt sauber und liegt gut auf. 180 Gramm, Reissue von 2020.

Die Fotos stammen alle von meiner LP. Die Rechte aller Motive, Logos, Texte und Schriften, die auf den Fotos zu sehen sind, liegen natürlich beim Rechteinhaber.