The Incident by Porcupine Tree
Porcupine Tree
The Incident
Gatefold, Limited, Clear Vinyl. 2023 (2009).
Progressive Rock.
Was soll Mensch noch über Porcupine Tree und Steven Wilsons Kreativität sagen? Zwei Jahre nach „Fear Of A Blank Planet“ überrascht uns „The Incident“ eher als Skalpell denn als Dampfhammer. Es ist kein Konzeptalbum und doch kommt es wie aus einem Guss daher, auch wenn die letzten vier Songs sich irgendwie angehängt fühlen auf Seite D. Wieder übernimmt Melancholie, aber auch sanfte Hoffnung, das Ruder. Geprägt sind die Songs mit Themen des (tabuisierten) Lebens. Tod, Paranoia, Geburt und sexueller Missbrauch. Und Porcupine Tree schafft es wieder, das virtuos bildhaft rüber zu bringen. Die Dynamik zwischen lauten und leisen Passagen verstärkt diesen „Effekt“. Die Songs varieren zwischen 01:07 und etwas über 11:40 Minuten. Die Übergänge sind fließend.
Die LP ist knacksig und hat eine Welle. Normalerweise ist die Qualität der Platten bei PT hervorragend. Schade. Der Aufbau der Songs ist derart gestaltet, das ich dieses Album immer als Konzeptalbum wahrnehme und ich behandle es auch so. „The Incident“ beginnt krachend. Das Herz dieses Albums ist jedoch „Time Flies“. Nicht nur für uns bleibt die Zeit nicht stehen, das spürt auch Steven Wilson. Er kann eben nur eine begrenzte Anzahl an Alben in seine Schaffenszeit pressen. Und auch wenn ich weder alles mag, ziehe ich den Hut vor Steven und all seinen Projekten. Porcupine Tree jedoch ist unverkennbar Porcupine Tree und doch immer wieder anders.
Herausheben möchte ich noch „I Drive the Hearse“ und als Dreierblock „Great Expectations“, „Kneel and Disconnect“ sowie „Drawing the Line“. Die Musik fließt wunderbar zusammen, die Lyrics schwingen mit und PT erzeugt dadurch immer die passende Stimmung und das erzeugt Bilder in meinem Kopf. „Degree Zero of Liberty“ nimmt den Sound von“The Incident“ auf und geht wunderbar über in „Octane Twisted“. Seite D klingt etwas herausgefallen, ist aber nicht minder gut. Herausheben möchte ich hier „Black Dhalia“ über den realen Mord (Femizid) an Elizabeth Short und das wandelbare, schöne und doch düstere „Remember Me Lover“ als Rauswerfer.
Am Ende steht ein mehrdimensionales Album. Stimmung wird erzeugt, die Songs für sich sind abwechslungsreich gestaltet und wirken gemeinsam noch besser. Seite D klammere ich aus, dafür klingen sie mir zu Eigenständig oder wie „Black Dahlia“ zu gegensinnig. Was allerdings keinesfalls bedeutet, das die Songs schlecht sind, das Gegenteil ist der Fall. Fazit: Großartiges Prog-Rock Album. Mal wieder.
Nach dem folgendem Live Album „Octane Twisted“ 2011 war offiziell Pause für Porcupine Tree und das auf unbestimmte Zeit. Zehn Jahre später erschien mit Closure/Continuation erst wieder ein neues Album.
Colin Edwin – Bass
Richard Barbieri – Synthesizer, Keyboard
Gavin Harrison – Drums
Steven Wilson – Vocals, Guitar, Keyboard
John Wesley – Backing Vocals
Signify 1996
In Absentia 2002
Deadwing 2005
Fear Of A Blank Planet 2007
The Incident 2009
Anesthetize – Live In Tilburg 2008
We Lost The Skyline Live 2008
Octane Twisted Live 2012
Closure/Continuation Live 2022
Die Fotos stammen alle von meiner LP. Die Rechte aller Motive, Logos, Texte und Schriften, die auf den Fotos zu sehen sind, liegen natürlich beim Rechteinhaber.